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Hospitation

Verschiedenes
Zusammenfassung des im Kurs vermittelten Systems
  • Erstellung eines Gesamtkonzepts: Zeitplan, Finanzierung, Folgen, ...
  • Gemeinsame Vorbereitung im Kollegium: Klärung von Sinn und Zweck; gemeinsame Erarbeitung und Festlegung von zwei-drei Beobachtungsschwerpunkten; gemeinsame Klärung der Beobachtungskriterien
  • Feedbackgespräch: Beobachtung & Feststellung; kein Lob, keine Kritik
  • Ergebnisdokumentation
Ende April 2017 nahm ich an einer eintägigen Weiterbildungsveranstaltung zum Thema Hospitation und Qualitätssicherung teil, die ich hier kurz zusammenfassen und kommentieren möchte.

Der Kursleiter wies anfangs darauf hin, dass er Rhetoriker ist, nicht jedoch Pädagoge oder Psychologe.
Auf Nachfrage war von ihm zu erfahren, dass er das von ihm vorgestellte System noch nicht selbst in der Praxis angewandt hat.
Der Ablauf gliedert sich in fünf Stationen:

  1. Sinn und Zweck der Qualitätssicherung im (Sprach-)Unterricht
  2. Schwerpunkte und grundsätzliche Ziele der Beobachtung
  3. Beobachtungskriterien während der Hospitation
  4. Zielorientiertes Feedbackgespräch
  5. Dokumentation der Ergebnisse

In der Veranstaltung wurden die Punkte 1-4 behandelt. Punkt 5 wurde nicht explizit behandelt.

Eine Hospitationsmaßnahme sollte eingebettet werden in eine gründliche Vor- und Nachbereitungsphase. Sinnvoll seien ein bis zwei vorbereitende Treffen des gesamten Kollegiums. In diesen Treffen sollten Sinn und Zweck der Qualitätssicherungsmaßnahme und deren Nutzen für Zielgruppe und Lehrer gemeinsam erarbeitet werden. Außerdem sollten gemeinsam Beobachtungsschwerpunkte erarbeitet und Beobachtungskriterien geklärt werden.
Zudem sollte vorher geklärt werden, wie das Auswertungsgespräch abläuft, was genau mit den gesammelten Informationen geschieht und welche Konsequenzen die Hospitation hat.
Diese vorbereitenden Maßnahmen sollen verbesserte Akzeptanz und maximale Transparenz und Gleichbehandlung sicherstellen.
Nach der Empfehlung des Kursleiters sollten lediglich zwei bis drei konkrete Beobachtungsschwerpunkte aus den Gesamtfeldern Pädagogische und soziale Kompetenz, Methodenkompetenz und Fachliche Kompetenz vereinbart werden.
Beobachtet und dokumentiert werden dann tatsächlich ausschließlich diese gemeinsam vereinbarten Schwerpunkte nach den ebenfalls vorher geklärten Beobachtungskriterien.
Als optimales Hospitationsszenario wurden vom Kursleiter die folgenden Parameter benannt:
  • zwei Hospitanten
  • zwei Besuche im Abstand mehrerer Monate
  • Kameraeinsatz (nicht vorher angekündigt!)
Die Empfehlung des Kameraeinsatzes rief bei den Weiterbildungs-TN erhebliche Akzeptanzschwierigkeiten hervor.

Der Kursleiter legte besonderen Wert auf die Besonderheiten des Feedbackgesprächs. Sein System unterscheidet sich deutlich von jener Konvention, nach der zunächst Positives lobend hervorzuheben ist, bevor man Defizite benennt und kritisch anspricht.
Beobachten und feststellen statt loben und kritisieren! Das ist die vom Kursleiter vermittelte Feedbackformel.
Nach dieser Theorie lenkt Lob ab, verwässert die Effektivität der Auswertung und reduziert die Wahrnehmung defizitärer Punkte.
Kein Lob und keine Kritik in der Auswertung, nur die Feststellung und quasi Spiegelung beobachteter Tatsachen.
Nach dieser Auswertungs-Phase des neutralen Beobachters kann eine zweite Phase folgen, in der der Hospitierende in der Rolle des Mentors/Beraters/Kollegen oder Vorgesetzten auftritt.
Beide Rollen - die des neutralen Beobachters und die des beratenden Kollegen - sollten innerhalb des Feedbackgesprächs deutlich voneinander getrennt werden.

Von zentraler Wichtigkeit war für mich die wiederholt aufgeworfene Frage, wie der subjektive Faktor weitestgehend zurückgedrängt und die Hospitation maximal objektiviert werden kann -- ähnlich der Bewertung einer Prüfungsleistung.
Objektivierbarkeit sei nicht herstellbar und Nicht-Objektivierbares solle ausgeklammert werden, so die mMn nur bedingt praxistaugliche Antwort.
Der Vergleich mit einer Prüfungsleistung und deren Bewertung wird insofern entkräftet, als ja eben gerade keine Bewertung stattfinden soll, sondern lediglich eine Beobachtung, Feststellung und Spiegelung.
Da es viele verschiedene Möglichkeiten der Unterrichtsumsetzung gebe und die Frage der Angemessenheit vielen subjektiven Faktoren unterliegt, könne es letztlich nur um die Feststellung grober Defizite gehen.

Die Weiterbildung vermittelte wertvolle Anregungen und Impulse, ließe sich jedoch hinsichtlich Praxisrelevanz noch verbessern, indem der vom Kursleiter weitestgehend ausgeklammerte Bereich der Methodik/Pädagogik und Psychologie aufgegriffen wird. Hier hätte großes Potential gelegen.
Vorstellbar wäre der Einsatz "zu hospitierender" Videos bzw. der Einsatz von Rollenspielen gewesen.
Ebenfalls nützlich wäre gewesen, an der Bewusstmachung der eigenen Wahrnehmungsfilter der Weiterbildungs-TN zu arbeiten, da es in der Natur jeglicher menschlicher Wahrnehmung liegt, (unbewusst) zu filtern.
Die Theorie des nichtwertenden Spiegelns bleibt solange eine Theorie, bis der Spiegelnde sich seiner eigenen Wahrnehmungsfilter tendenziell bewusst wird.
Beim Weiterbildungsträger vorhandene einschlägige Materialien hätten dafür eine gute Grundlage sein können.
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